Osteopathie

Grundlagen der Osteopathie

Viele meiner Klienten fragen mich immer wieder, was Osteopathie bedeutet.
Hierfür habe ich im Folgenden einige Antworten zusammengetragen:
Wörtlich übersetzt heißt Osteopathie „krankhafte Veränderung des Knochens“, was
jedoch zu Missverständnissen führen kann.
A.T. Still (geboren 1899), Pionier, Entdecker und Weiterentwickler der Osteopathie, be-
schreibt diese wie folgt: „Alles entscheidend ist dabei die frei fließende Wechselwir-
kung und Kommunikation in einem Feld innerhalb des Körpers und darüber hinaus
sämtlicher stofflicher und nicht-stofflicher Systeme des menschlichen Lebewesens,
das streng den Gesetzen von Angebot und Nachfrage folgend das Potenzial der
Selbstregulierung per se in sich trägt. Arterien, Venen, Nerven – und Lymphbahnen
sind hierbei gleichrangige Strukturgeber. Flüssigkeiten, Gase und Elektrizität die sie fül-
lenden und vermittelnden Medien. Aber auch die Lebenseinstellung und das spiritu-
elle Bewusstsein müssen streng genommen gleichrangig in dieses evolutionäre Fließ-
konzept mit eingebunden werden“.
A.T. Still wählte den Begriff „Osteopathie“ für sein Therapiekonzept, weil er mit seinen
Forschungen am Knochen begann.
Er justierte vorrangig das menschliche  knöcherne Skelett um es zu normalisieren. 
So verband er Knochen (Osteo) mit Leiden/Krankheit (Pathos) und hatte als Ergebnis
die Osteopathie erschaffen.
Dieser einzigartige Forscher und Visionär in der ganzheitlichen Betrachtungsweise des
Menschen, kam zu der Erkenntnis, dass ein freier Blutfluss Gesundheit gewährleistet,
wohingegen lokale oder allgemeine Zirkulationsstörungen Krankheiten hervorrufen.

Osteopathie im Allgemeinen

Bewegung ist Leben. Alles, was lebt, fließt. Diese Strömung ist die Grundlage der Os-
teopathie. Sind Bewegung und Beweglichkeit der Gewebe vermindert oder einge-
schränkt, so dass die Flüssigkeiten (Blut, Lymphe etc.) nicht mehr ungehindert fließen
können, entsteht eine mehr oder minder ausgeprägte Stauung. Auch die Atmung,
wir sprechen von Körperatmung, die vitale Lebenskraft und die nervale Versorgung
der Gewebe kann dadurch beeinträchtigt werden. Die Folge ist eine Einschränkung
der Nährstoff- und Sauerstoffversorgung, sowie ein verminderter Abtransport von Me-
taboliten im Gewebe. Das Gewebe verliert seine Vitalität – der menschliche Körper
ist zugänglich für eine Erkrankung.

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Gesundheit hingegen ist ein harmonisches Zusammenwirken von Körper, Geist und
Seele. Dabei beeinflussen die Umwelt- und Lebensfaktoren den Zustand des Men-
schen in seiner Körper-Geist-Seele-Einheit. Zu den Lebensfaktoren gehören u.a. die
Atmung, die Ernährung, die Bewegung, das Wasser, die Luft, die Sonne, der Wach-
und Schlafrhythmus, das Aktivitäts- und Ruheverhältnis. 

Osteopathische Behandlungen

Wenn man uns Osteopathen fragt, was wir unter ganzheitlicher Behandlung verste-
hen: so ist es zusammengefasst die Behandlung eines Körperteils, welche sich sekun-
där auf den gesamten restlichen Körper ausbreitet.
Die Antwort entspricht jedoch nicht der ganzheitlichen Behandlung und Betrachtung
osteopathischer Philosophie. Da der Mensch in seiner Dreigliedrigkeit aus Körper,
Geist und Seele besteht, muss die Ganzheitlichkeit auch die geistigen/mentalen und
seelischen Aspekte des Menschen miteinschließen. Ein Osteopath erfüllt demnach
drei Funktionen zugleich: er behandelt den Körper, er regt zur Selbsterkenntnis und
Selbstreflexion an und er interessiert sich für die seelischen Aspekte.

Osteopathische Behandlung

Die Osteopathische Behandlung wird in 3 Säulen eingeteilt.
Die 1. Säule ist die Parietale/Strukturelle Osteopathie, sie ist der Bereich der Osteopa-
thie, der sich auf den Bewegungsapparat bezieht, d.h. Faszien, Muskeln, Knochen
und Gelenke.
Die 2. Säule ist die Viszerale Osteopathie, sie bezieht sich auf die Behandlung der in-
neren Organe im Brust- und Bauchraum.
Die 3. Säule ist die Cranio-Sacrale-Osteopathie. Sie bezieht sich auf die Flüssigkeit,
den Liquor, der vom Cranium (Kopf) bis zum Sacrum (Kreuzbein) fließt.
Nach einer ausführlichen Anamnese (Befragung), ist es von Be-
deutung die beschwerdeverursachende Struktur herauszufinden. 
Dabei ist es zentral zu prüfen, welche Struktur betroffen ist: Ist es der Knochen, das
Gelenk, der Kapsel-Band-Apparat, der Muskel, der Nerv oder ist es sogar ein Arteriel-
les, Venöses oder Lymphatisches Problem? 
Je genauer wir Fragen stellen und den Patienten zuhören, desto exakter finden wir
die beschwerdeverursachende Struktur, die für die weitere Untersuchung und später
für die Behandlung und deren Zusammenhänge zum gewünschten Ergebnis führen.
In dem Buch „Das große Still Kompendium“ wird die Philosophie der Osteopathie wie
folgt beschrieben: Ein Osteopath sollte ein klardenkender, gewissenhafter, wahrheits-
liebender Mensch sein, der erst redet, wenn er weiß, dass er die Wahrheiten gefun-
den hat, die er zu wissen vorgibt und sie auch (praktisch) beweisen kann.
Ich, als Osteopath nehme diesen Satz gerne zu mir, da er für mich die Grundbasis für
eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Therapeut und Patient untermauert.

Quellen: 
Liem, T. (2001). Kraniosakrale Osteopathie: Ein praktisches Lehrbuch (6. Aufl.). Hippokrates. 
Still, A. T. (2005). Autobiografie (2. Aufl) In C. Hartmann (Hrsg.). Das große Still-Kompendium (S I-1). Jolandos Verlag.   
Still, A. T. (2005). Die Philosophie der Osteopathie (2. Aufl) In C. Hartmann (Hrsg.). Das große Still-Kompendium (S II-1). Jolandos Verlag.   

Wann empfiehlt sich Osteopathie?

  • Bei Kopfschmerzen, z.B. bei Migräne oder Spannungskopfschmerz.
  • Im Hals-Nasen-Ohren-Bereich: bei chronischen Entzündungen der Mandeln, des Mittelohrs, der Nebenhöhlen, bei Tinnitus und Kiefergelenksbeschwerden.
  • Bei eingeschränkter Beweglichkeit der Gelenke, des Rückens, bei Schleudertrauma oder Narben.
  • Bei Schulter-, Hüft-, Knie- und Rückenschmerzen
  • Bei Beschwerden des Nervensystems, wie Schwindel, Übelkeit und vegetativen Störungen.
  • Bei Störungen der inneren Organe, wie Verdauungsbeschwerden, Sodbrennen, Narben und Verwachsungen.
  • Für den Urogenital-Bereich, bei Inkontinenz, chronischer Blasenentzündung.
  • Bei Prostatabeschwerden und Nierenleiden.
  • In der Gynäkologie, bei Zyklus-, Wechseljahrs- und Schwangerschaftsbeschwerden, bei Narben und Verwachsungen, bei Endometriose, Dyspareunie und Infertilität.
  • Bei Systemerkrankungen, wie Rheuma, MS, funktionellen Herzbeschwerden, Kollagenosen.

Auch bei Beschwerden, die hier nicht aufgeführt sind, können Sie jederzeit Rücksprache mit mir halten und wir entscheiden individuell, inwieweit die Osteopathie sinnvoll ist.

Grenzen der Osteopathie

Akute Infekte, Tumorerkrankungen, psychische und andere schwere Erkrankungen sowie Notfälle bedürfen einer ärztlichen Abklärung.
In vielen Fällen kann die Osteopathie unterstützend begleiten.